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Web Services mit GraphQL (statt REST/SOAP)

Dieser Wiki-Eintrag erklärt das Konzept von Web Services am Beispiel von GraphQL und grenzt es von klassischen Architekturen wie REST oder SOAP ab. Ziel ist es, ein grundlegendes Verständnis für clientseitige Datenabfragen über standardisierte Schnittstellen zu schaffen.

 

Einordnung: Was sind Web Services?

Web Services stellen eine standardisierte Methode dar, um Daten zwischen Client und Server auszutauschen – meist über das HTTP-Protokoll. Sie ermöglichen plattformunabhängige Kommunikation, eine lose Kopplung zwischen Systemkomponenten und den Zugriff auf zentrale Datenquellen oder Geschäftslogik.

 

Etablierte Architekturen im Vergleich

Im Laufe der Zeit haben sich drei grundlegende Web-Service-Modelle etabliert: SOAP, REST und GraphQL. Die folgende Tabelle bietet eine strukturierte Gegenüberstellung:

Kriterium SOAP REST GraphQL
Architekturtyp Protokollbasiert Architekturstil Abfragesprache & Laufzeitumgebung
Transportprotokoll HTTP, SMTP, TCP HTTP HTTP (meist POST)
Datenformat XML JSON, XML JSON
Endpunkte Mehrere, pro Operation Mehrere, pro Ressource Ein einziger Endpunkt
Abfrageflexibilität Gering – festgelegte Operationen Mittel – durch verschiedene Endpunkte Hoch – clientseitig definierte Abfragen
Versionierung Über WSDL-Dateien Häufig über URL-Versionierung (z. B. /v1/) Nicht erforderlich – Schema kann erweitert werden
Caching Komplex, selten genutzt Gut unterstützt durch HTTP-Caching Eingeschränkt – abhängig von Abfragekomplexität
Fehlerbehandlung Standardisierte Fehlercodes in XML HTTP-Statuscodes + optionale Fehlermeldungen Fehlerobjekte im JSON-Format
Sicherheitsmechanismen WS-Security (z. B. XML-Signaturen) TLS/HTTPS, OAuth, API-Keys TLS/HTTPS, OAuth, API-Keys
Einsatzgebiete Unternehmensanwendungen, Legacy-Systeme Web-APIs, Microservices, mobile Anwendungen Moderne SPAs, mobile Apps, datenintensive Anwendungen
Komplexität Hoch – umfangreiche Spezifikationen Mittel – abhängig vom Design

Hoch – insbesondere bei komplexen

Schemas

 

GraphQL im Detail

GraphQL ist ein modernes API-Design-Paradigma, das 2015 von Facebook veröffentlicht wurde. Es verfolgt einen abfragegetriebenen Ansatz, bei dem der Client exakt definiert, welche Daten benötigt werden. Dies unterscheidet sich grundlegend von REST, wo die Struktur der Antwort durch den Server vorgegeben wird.

Ein GraphQL-Endpunkt akzeptiert zwei Arten von Operationen:

  • Queries: Daten vom Server lesen
  • Mutations: Daten auf dem Server verändern

 

Beispiel: Datenabfrage mit einer Query

query {
  books {
    title
    author
  }
}

Diese Abfrage fordert vom Server alle Bücher und gibt pro Buch nur die Felder title und author zurück – weitere Felder wie id, createdAt etc. werden ignoriert, sofern sie nicht explizit abgefragt werden.

 

Beispiel: Datenerzeugung mit einer Mutation

mutation {
  addBook(title: "Clean Code", author: "Robert C. Martin") {
    id
    title
    author
  }
}

Mutationen ähneln POST-Requests in REST. Sie erlauben das Anlegen, Verändern oder Löschen von Datenobjekten.

 

Aufbau eines GraphQL-Backends

Ein GraphQL-Dienst basiert auf einem Schema, das die verfügbaren Typen, Queries und Mutationen beschreibt. Die eigentliche Logik liegt in sogenannten Resolvern, die die Daten bereitstellen oder verändern.

Ein einfaches Setup umfasst:

  1. Definition des Schemas (Typen & Operationen)

  2. Implementierung der Resolver

  3. Bereitstellung über einen GraphQL-Server

 

Apollo Server

Für Node.js-Projekte ist Apollo Server eine der bekanntesten und am besten dokumentierten Lösungen zur Umsetzung eines GraphQL-Endpunkts. Apollo Server stellt Werkzeuge bereit, um:

  • ein Typschema zu definieren

  • Resolver-Funktionen zu implementieren

  • Middleware-Logik für Authentifizierung, Logging oder Caching zu integrieren

  • einen interaktiven Playground für Queries bereitzustellen

Apollo lässt sich leicht mit Express oder Fastify kombinieren und ist durch seine Modularität für einfache wie komplexe Projekte gleichermaßen geeignet.

Weitere verwandte Tools im Apollo-Ökosystem sind:

  • Apollo Client: für die Anbindung im Frontend (z. B. in React oder Vue)

  • Apollo Federation: für das Zusammenführen mehrerer GraphQL-Services (Microservices)

 

Typische Einsatzszenarien

GraphQL eignet sich besonders für Anwendungen mit variablen oder dynamisch zusammensetzbaren Datenansichten, z. B.:

  • Single Page Applications (SPAs) mit Frontend-Frameworks wie Svelte, React oder Vue

  • Mobile Apps mit geringem Datenbudget

  • Headless CMS-Lösungen mit flexiblen Content-Views

Im CMS-Kontext ist GraphQL besonders dann interessant, wenn verschiedene Frontends unterschiedliche Datenansichten benötigen – etwa eine Vorschau in der Admin-UI und eine kompakte Darstellung im öffentlichen Blog.

 

Fazit

GraphQL ist ein leistungsfähiges und zugleich flexibel einsetzbares Werkzeug für moderne Webarchitekturen. Es bietet eine strukturierte und typisierte Alternative zu REST und ermöglicht effiziente, clientgesteuerte Datenabfragen. Die Einführung in ein Projekt lohnt sich vor allem dann, wenn unterschiedliche Clients auf dieselbe API zugreifen oder Daten gezielt gefiltert werden sollen.

Ein vollständiges Beispiel zur Umsetzung eines GraphQL-Servers mit Apollo und TypeScript findest du in unserem Repository: https://gitlab.rlp.net/marius.klein2/awt-marius-klein/-/tree/main/beispielaufgaben/server-client-kommunikation/graphql-book-service